Wer das Altarbild gut verstehen will, dem öffnen sich zwei Wege: er kann das Bild einfach anschauen und er kann in das Bild hineinschauen. Wer das Bild anschaut, der wird fragen: Was bedeuten Farben und Bilder? Dazu lässt sich vieles erklären.
Anhand der Legenden des Christophorus, der dem Mächtigsten dienen will, sind die Stufen des Lebens von seinem Ursprung zum Ziel dargestellt. Im unteren Teil sehen wir die Natur: Erde, Wasser, Luft, die Pflanzenwelt, die Tierwelt und den Menschen. Der Mensch spürt seine Kräfte, die ihn dazu befähigen, die Welt zu gestalten. Die Erde wird bebaut und kultiviert. Das Streben nach Macht und Erfolg und Besitz schafft Kultur, Zivilisation, Fortschritt und Entwicklung. In der Christophoruslegende steht dafür ein König, ein Mächtiger dieser Welt. Aber das menschliche Tun schafft nicht nur Gutes und Schönes in Kultur und Kunst. All sein Tun ist zwiespältig. Im Streben nach Macht und Herrschaft kommt Böses ins Spiel: Unterwerfung, Eroberung, Krieg, Zerstörung und Ungerechtigkeit. So dient Christophorus dem Teufel. Erst in der Begegnung mit Jesus, dem Gekreuzigten, bricht er mit dem Bösen. Mit der Bekehrung wird eine neue Schöpfung sichtbar. Nunmehr heißt dem Mächtigsten zu dienen: Dienst an den Ohnmächtigen.
Dieser Dienst für das Reich Gottes in Liebe, Freiheit und Frieden verlangt einen harten Einsatz aller Kräfte. So folgt auf die echte Bekehrung die Bewährung. Ein Einsiedler rät dem starken Mann, die Menschen auf ihren Reisen durch einen Fluss zu tragen. Sieben Jahre, so erzählt die Legende, hat er diesen Dienst treu geleistet, bis jene Begegnung mit dem Kind geschieht, die ihm die Gnade der Taufe schenkt und den Namen Christophorus gibt, denn das heißt: Christusträger. Zum Zeichen seiner Gotteserfahrung beginnt sein Stab zu grünen und zu blühen. Die Taten der Liebe werden an den guten Früchten sichtbar.
Glaube und Hoffnung sind jedoch noch nicht am Ziel. Das letzte Zeugnis der Liebe ist für Christophorus das Martyrium, sein Lebensopfer für Christus. Das ist das einzig historische an der durch alle Jahrhunderte hindurch verehrten und beliebten Gestalt des großen Nothelfers.
Mit der Palme des Martyriums gewinnt er die Krone des Lebens in der ewigen Herrlichkeit bei Gott. Mit dieser Bilderklärung wissen wir jetzt manches, was alles dem Menschen vom Ursprung bis zum Ziel seines Lebens widerfahren kann.